Sarah Bühler, du hast im Kantonsrat ein Postulat eingereicht, das Massnahmen zur Busbeschleunigung im ganzen Kanton fordert. Was war der Auslöser dafür?
"Ich höre von vielen Menschen, wie mühsam es geworden ist, mit dem Bus vorwärtszukommen – ob in der Stadt oder auf dem Land, wo ich herkomme. Wenn der Bus im Stau steht und der Zug verpasst wird, nehmen viele das nächste Mal wieder das Auto. Das führt zu noch mehr Verkehr auf den ohnehin überlasteten Strassen.
Ein funktionierendes Bussystem entlastet die Strasse und schafft Platz für alle. Doch dafür muss der Bus pünktlich und zuverlässig fahren. Genau hier setzt die Busbeschleunigung an. Es ist höchste Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen – darum geht es in meinem Vorstoss."
Der Vorstoss wurde als teilweise erheblich erklärt. Wertest du das als Erfolg?
"Ja, absolut. Der Regierungsrat lehnte das Postulat ab mit dem Argument, es werde bereits genug für die Busbeschleunigung getan. Aber wir konnten im Kantonsrat aufzeigen, dass das nicht reicht. Es braucht einen systematischen Ansatz. Dass eine Mehrheit dem gefolgt ist, ist ein wichtiger Schritt vorwärts."
Was hat sich seit deinem Vorstoss verändert?
"Das Bewusstsein in Politik und Verwaltung ist gewachsen: Busbeschleunigung ist wichtig, damit der Verkehr insgesamt besser fliesst. Inzwischen werden bei vielen kantonalen Projekten entsprechende Massnahmen von Anfang an mitgeplant – zum Beispiel Fahrbahnhaltestellen, elektronische Busspuren oder intelligente Lichtsignale. Das ist ein Fortschritt."
Wie reagieren Gemeinden oder der Kanton auf das Thema?
"Immer mehr Gemeinden erkennen, wie wichtig ein attraktiver Busverkehr für die Standortqualität ist – mit guten Haltestellen, Wendeschlaufen und einem flüssigen Verkehrsfluss. Auch bei grossen Projekten wie dem Durchgangsbahnhof Luzern und dem Bypass Luzern wird klar: Der Verkehr rund um solche Baustellen muss auch während der Bauzeit funktionieren. Ohne Busbeschleunigung geht das nicht. Diese Massnahmen sind nicht einfach ein Extra, sie sind eine Voraussetzung, damit der DBL überhaupt seine Wirkung entfalten kann."

In Luzern sind viele Bauprojekte geplant. Wie gelingt es aus deiner Sicht, Busbeschleunigung bei solchen Vorhaben frühzeitig mitzudenken?
"Es ist zentral, dass Planerinnen und Planer – aber auch die Öffentlichkeit – verstehen, wie viel solche Massnahmen bringen können. Beispiele aus der Praxis zeigen: Wo der Bus flüssig fahren kann, steigt auch die Nutzung. Auch Unternehmen mit Mobilitätskonzepten sollen wissen, wie sie ihren Mitarbeitenden eine gute öV-Anbindung ermöglichen – und was sie selbst dazu beitragen können. Wichtig ist ausserdem, dass der Kanton über eine ganze Region hinweg denkt: Eine Buslinie muss über die gesamte Strecke analysiert werden, um Beschleunigungspotenzial zu erkennen."
Welche weiteren Schritte müsste der Kanton unternehmen, um die Forderungen der Politik wirksam umzusetzen?
"Busbeschleunigung muss frühzeitig bei allen Tiefbauprojekten mitgedacht werden – nicht nur lokal, sondern auch im grossräumigen Zusammenhang. Und: Der Kanton soll solche Massnahmen auch eigenständig planen können – unabhängig von anderen Bauvorhaben.
Wichtig bleibt zudem die Sensibilisierung – bei Bevölkerung, Unternehmen und in der Politik. Nur so lässt sich das volle Potenzial ausschöpfen."
Das Programm Gesamtmobilität soll ab 2027 die Planung aller Mobilitätsinfrastruktur im Kanton Luzern bündeln. Was erwartest du davon in Bezug auf Busbeschleunigung?
"Das Programm vereint unter anderem den öV-Bericht, das Bauprogramm für Kantonsstrassen und das Velokonzept. Es legt fest, welche Infrastrukturprojekte der Kanton künftig umsetzt. Für die Busbeschleunigung ist das zentral, weil Massnahmen so im grossen Zusammenhang und mit besserer Vernetzung geplant werden.
Ich erwarte, dass dadurch Synergien entstehen: Wenn zum Beispiel eine Strasse saniert wird, soll nach Möglichkeit eine Busbeschleunigung oder Veloverbindung mitgeplant werden. Zudem soll es künftig die Möglichkeit geben, dass Bus- und Veloinfrastrukturen auch separat geplant und finanziert werden können, inklusive behindertengerechten Bushaltestellen. Die Verschiedenen Möglichkeiten machen die Planung effizienter – und Busbeschleunigung zur Selbstverständlichkeit."
Ist das Modalsplit-Ziel – also die Verlagerung auf den öV – ohne Busbeschleunigung überhaupt erreichbar?
"Nein, das denke ich nicht – genau deshalb ist Busbeschleunigung so wichtig. Wer umsteigen kann, macht das nur, wenn der öV attraktiv und zuverlässig ist.
Da die Schiene nicht überall Kapazität hat, wird der Bus auch künftig eine zentrale Rolle spielen. Aber dort ist der Platz knapp. Busbeschleunigung ist deshalb ein Schlüssel: Wenn der Bus flüssig fährt, steigen mehr Leute um – und gleichzeitig entlastet das auch den Autoverkehr."